Planspiel: „In 2 Stunden zum Brexit“ an der BBS in Salzwedel

Der Brexit ist beschlossen, sein Termin steht fest und die Verhandlungen laufen. Wie genau diese Verhandlungen ablaufen, welche Probleme diskutiert werden und welche Standpunkte dabei aufeinander treffen, wissen aber die Wenigsten. Gestern haben etwa 100 Schüler der Berufsbildenden Schulen in Salzwedel zumindest einen Eindruck davon gewonnen. Das EDIC-Sachsen-Anhalt / Magdeburg war, gemeinsam mit Kollegen von GoEurope, im Rahmen der Europawoche zu Gast und hat die Schüler selbst im Rahmen des Planspiels „In 2 Stunden zum Brexit“ an den Verhandlungstisch gebracht. Für die Schüler, die ihre Ausbildung in der Landwirtschaft, der Informationstechnologie oder im kaufmännischen Bereich absolvieren, war diese Rolle natürlich gänzlich neu, wurde aber mit großem Interesse angenommen.

Nach der Vorstellung der Arbeit des EDIC durch seinen Leiter Frank Leeb und der Darstellung des Brexit-Szenarios, zogen die Schüler ihre künftige Rolle in den Verhandlungen und schlüpften damit in die Rolle von Vertretern der Europäischen Kommission und ausgewählter EU- und Nicht-EU-Länder. Ziel für alle war es, ein konsensfähiges Übereinkommen zu finden, damit einen hard-Brexit zu verhindern und, nicht zuletzt, die Interessen des eigenen Staates durchzusetzen. Damit begannen die Verhandlungen, die sich auf drei ausgewählte Kernthemen der Brexit-Verhandlungen konzentrierten: die Zukunft des freien Warenverkehrs, der Arbeitnehmerfreizügigkeit und die künftige Regelung des EU-Passportings für Banken.

Wie auch in der großen Politik war die Zeit für die Verhandlungen nicht nur eng begrenzt – insgesamt 2 Stunden waren für die Verhandlungen vorgesehen – sondern musste von den Verhandelnden auch selbst, also ohne ein Muster oder Vorbild für die Verhandlungen, gestaltet werden. Und so war es an den Schüler, Koalitionen zu schmieden, Partner zu finden, und durchaus hart zu verhandeln, um ein Ergebnis zu erreichen, in dem die eigenen Interessen und Positionen nicht zu kurz kommen. Schon nach kurzer Zeit waren die Verhandlungen in vollem Gange und die Schüler in intensive Vorgespräche und Verhandlungen vertieft.

Nach Ablauf der 2 Stunden schließlich war der entscheidende Moment gekommen: die Vertreter der EU-Kommission präsentierten die Ergebnisse ihrer Gespräche und stellten sie zur Abstimmung. Tatsächlich hatten sich die zähen Verhandlungen gelohnt, denn einstimmig wurde die Annahme des ausgehandelten Brexit-Szenarios beschlossen und damit ein soft-Brexit erreicht, den alle Beteiligten mittragen konnten.

Die Schüler zeigten sich durchweg zufrieden mit dem erreichten Ergebnis und auch dem Planspiel selbst, das ihnen wertvolle Einblicke in die Komplexität politischer Verhandlungsprozesse gegeben und nicht zuletzt die Schwierigkeit aber auch Wichtigkeit von Kompromissen deutlich gemacht hat.