Nazi-Diktatur und Vichy-Regime
Die dunkle Seite der deutsch-französischen Kooperation
Buchlesung und Gespräch mit Prof. Dr. Clemens Klünemann, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Weiterer Gast ist Benjamin Kurc, Leiter Institut français Sachsen-Anhalt
Prof. Dr. Clemens Klünemann ist Verfasser des Buches: „Sigmaringen. Eine andere deutsch-französische Geschichte“,
darin rekonstruiert Clemens Klünemann, die geistige Kollaboration zwischen Nazi-Deutschland und „Vichy-Franzosen“, die vor knapp 75 Jahren in Sigmaringen ein Ende fand. Vor allem aber zeigt er, inwiefern und warum die Dämonen der damaligen Zeit noch keinesfalls gebannt sind. Ihr Symptom ist die Renaissance vereinfachender Stereotypen in Zeiten der Krise.
Im Oktober 1944 wurde die französische Regierung, die eng mit dem III. Reich zusammenarbeitete, von den Deutschen gezwungen, ihren Sitz von Vichy nach Sigmaringen zu verlegen, um einer Gefangennahme durch die anrückenden alliierten Truppen zu entgehen. In einer Kleinstadt an der Donau trafen so für einige Monate Deutsche und Franzosen zusammen, die sich schon während der 1930er-Jahre für eine Kollaboration ihrer Heimatländer eingesetzt hatten. Wer waren diese Politiker und Intellektuellen, die in einem Schloss der Hohenzollern gemeinsam darauf hofften, doch noch ihren Traum von einem Europa unter deutsch-französischer Führung verwirklichen zu können?
Und wie hatte es dazu kommen können, dass sie, die nahezu ausnahmslos zunächst der politischen Linken angehört hatten, sich später in Antirepublikanismus, Antisemitismus – und Pazifismus – gegenseitig überboten? Antworten darauf wird Clemens Klünemann bei einem Vortrag geben. Außerdem wird er dabei erklären, wie auf deutscher Seite einige derjenigen, die während des II. Weltkriegs ein deutsch-französisch dominiertes Europa anstrebten, nach 1945 ihre Zusammenarbeit weiterführten und so auch die Vorbereitungen des Elysée-Vertrags, in dem 1963 das Prinzip einer deutsch-französischen Partnerschaft festgeschrieben wurde, beeinflussen konnten.
